Schreibende Prominente versuchen sich seit Jahren an Kinderbüchern. Neben Madonna oder Barack Obama hat mit Flo und der Schnüffel-Büffel auch Max Moor diesen Bereich der Literatur betreten. Kann ihm eine packende Geschichte rund um den kleinen Wasserbüffel Schnüffel-Büffel gelingen?
In Anbetracht der Veröffentlichungen der letzten Jahre scheint das Schreiben per se eine ungeheure Anziehungskraft auf Personen auszuüben, die für irgendetwas bekannt sind, nur eben nicht für das Verfassen von Texten. Besonders gerne lassen diese gerade noch zum Kreis der Prominenten zählenden Personen ihre vermeintlichen Leser an ihrem vermeintlich interessanten Leben teilhaben. Die tatsächlich nur in Anführungszeichen als ‚Autobiografien‘ zu bezeichnenden Werke sind häufig unter der Zuhilfenahme eines Ghostwriters verfasst. Zudem tragen sie klingende Titel wie Ich denke, also spiele ich (Andrea Pirlo); Sei schlau, stell dich dumm (Daniela Katzenberger) oder Enthüllungen: Das Leben fickt am härtesten (Schwesta Ewa). Wer dann doch etwas ambitionierter an das Schreiben herangeht versucht sich zumindest an einem Kinderbuch. Madonna hat es getan, Barack Obama auch und Kurt Krömers zauberhaftes Bilderbuch Gute Nacht, Carola wurde sogar fast noch zauberhafter verfilmt. Es sind also nicht alle Bilder- bzw. Kinderbücher vornehmlich nicht-schreibender Prominenter grundsätzlich schlecht. Wie sieht es also mit der 2017 erschienen Geschichte Flo und der Schnüffel-Büffel von Max Moor aus?
Wie der Titel bereits vermuten lässt übernehmen die Hauptrollen Flo, eigentlich Florentine, und ihr Wasserbüffel Schnüffel-Büffel, kurz Schnüffel. Ursprünglich gehört Flo der kleine Wasserbüffel allerdings nicht. Doch da sie in ihrem „Ohne-Schule-Zuhause“ bei ihrem Nenn-Opa Ludwig (eigentlich Opaludwig, denn „das klingt wie ein eigener Name“) den kleinen von seiner Mutter verstoßenen Büffel rettet, gehört Schnüffel ihr. Selbstverständlich nicht ohne die Besitzverhältnisse zuvor in einem spektakulären Kuhhandel mit dem Wasserbüffel-Bauern Werner zu klären.
Nicht nur als junge Büffelbesitzerin unterscheidet sich Flo von ihren Mitschülern. Sie trägt einen Strohhut über ihren wuscheligen Haaren, ein ertauschtes gelbes Blumenkleid, Schnür-Stiefeletten und ein Armband aus alten Fahrrad-Ventilen. Wer will auch schon aussehen wie die „Tussen und Schnösel“ aus ihrer Klasse: „Die ätzende Stöckel-Chantille, die püpihafte Glitzerbändchen-Florence, die supereitle Zöpfchen-Joséfine, der dauerverkrampfte Jacket-Xavier, der möchtegern-coole Spinnen-Robert, die parfümsüchtige Dauerwellen-Christine und wie sie alle heißen.“
Außerdem wohnt sie bei ihrer zerstreuten Tante Marie-Claire, da ihre Mutter seit Jahren in Indien lebt, wo diese auch Opaludwig kennen gelernt hat. Einen Vater gibt es nicht und weil Tante Marie-Claire eine Tierhaarallergie hat, darf sie auch keine Haustiere halten.
Hochhäuser wurden abgelöst von Wohnblöcken, die wiederum von Einfamilienhäusern, dann von Bauernhäusern, und schließlich verschwanden auch die, bis nur noch wunderschöne, grüne Landschaft zu sehen war.
Bei diesen blöden Mitschülern, der ganzen blöden Schule und der anstrengenden Tante ist es kein Wunder, dass sich Flo über ihre Wochenenden und Ferien bei Opaludwig so sehr freut. „Hochhäuser wurden abgelöst von Wohnblöcken, die wiederum von Einfamilienhäusern, dann von Bauernhäusern, und schließlich verschwanden auch die, bis nur noch wunderschöne, grüne Landschaft zu sehen war. Die Ferien hatten begonnen, endlich!“
Obwohl dieses sich langsam entwickelnde Buch eine an Road-Movies erinnernde Wendung nimmt und auch nicht alle Mitschüler ganz so doof und gemein sind wie befürchtet, sollen an dieser Stelle die restlichen Ferienerlebnisse nicht weiter ausgeführt werden. Wo bliebe sonst die Spannung?!
Tatsächlich nimmt die Geschichte gegen Ende ordentlich an Fahrt auf, leider gibt es trotz des durchweg positiven Gesamteindrucks einige kleine Abstriche. So erscheint die Sprache der kindlichen Erzählerin teilweise nicht passend. Selbst wenn die Protagonistin Flo ein sehr intelligentes Kind sein soll, erscheinen manche Wörter (z. B. „einverleibt“) wie Fremdkörper. Auch das beschriebene Erscheinungsbild von Flo wirkt zu gewollt und konstruiert, erinnert in seiner Andersartigkeit sogar ein wenig an Pippi Langstrumpf. Des Weiteren bleibt ihre Fähigkeit mit dem Schnüffel-Büffel zu sprechen als recht großer Teil der Handlung irgendwie unausgegoren. Dennoch gelingt Max Moor mit Flo und der Schnüffel-Büffel ein unterhaltsames, wenn auch nicht völlig neuartiges und überraschendes Kinderbuch. Besonders hervorzuheben sind sowohl die zahlreichen durchweg liebevollen und den Text bereichernden Illustrationen von Julia Ginsbach als auch die sehr fundierte und niemals oberlehrerhafte Wissensvermittlung der Besonderheiten von Wasserbüffeln, wenn man denn Interesse an Wasserbüffeln hat.
Max Moor: Flo und der Schnüffel-Büffel
Illustrationen von Julia Ginsbach
Einbandgestaltung: any.way, Barbara Hanke/Cordula Schmidt
Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017, 256 Seiten, 9,99 €
ISBN 978-3-499-21773-9