Bei Vollbeschäftigung und mieser Lage ist es doch kein Wunder wenn sich für den Job des Erdengottes nur ein verwöhnter, fauler und zudem dauergeiler Teenager namens Bob findet. Verliebt sich dieser Bob dann noch in eine schöne und durchaus menschliche Zoopflegerin lohnt definitiv ein Blick in Meg Rosoffs Oh. Mein. Gott. So lässt sich bestimmt auch die wichtigste aller Fragen klären: Würde Gott dieses Buch kaufen?
Wird ein Buch mit dem Satz „Gott würde dieses Buch kaufen“ beworben, spricht es mit ziemlicher Sicherheit Personen an, die an einem ausgeprägten Gott-Komplex leiden. Vielleicht genügt auch ein einfacher Cäsarenwahn. Doch zumindest der gewöhnliche Narzist von nebenan dürfte sofort zuschlagen. Egal ob man in diese Kategorie Mensch fällt oder nicht, eine Frage stellt sich in jedem Fall: Würde Gott dieses Buch wirklich kaufen?
Gott heißt eigentlich Bob und ist ein selbstsüchtiges Arschloch. Freundlich ausgedrückt könnte man sagen er sei lediglich ein verwöhnter Teenager der am liebsten schläft, isst und an sich herumspielt. Wenn da nicht seine Liebe zu jungen Frauen wäre, was „immer in Katastrophen und meteorologischem Chaos von epischer Breite“ endet. Diesmal gilt seine sexuelle Begierde der sympathischen Tierpflegerin Lucy. Die möchte sich eigentlich verlieben, fühlt sich nach ihrer ersten Begegnung mit Bob auch zu diesem hingezogen, erkennt aber unbewusst dessen „Verwandlung vom bedürftigen Teenager zur Massenvernichtungswaffe“.
Die Erde hatte keine gute Lage – weitab vom Schuss, in einem einsamen und ziemlich heruntergekommenen Winkel des Universums.
Wie kommt nun so ein inkompetenter und offensichtlich hormongesteuerter Faulenzer an diesen Job? Zunächst einmal hatte die Erde „keine gute Lage – weitab vom Schuss, in einem einsamen und ziemlich heruntergekommenen Winkel des Universums.“ Es ist also kein Wunder, dass in Zeiten der Vollbeschäftigung kein geeigneter Kandidat einen kleinen unfertigen Planeten übernehmen wollte, „ganz zu schweigen von dem ganzen Schöpfungstheater, das richtig anstrengend sein konnte, wenn man es ernst nahm.“ Die wenigen Bewerber waren außerdem alle zu jung, zu alt oder unterqualifiziert. Der einzige annehmbare Kandidat B. konnte die Kommission mit seiner Beamtenmentalität nicht von sich überzeugen. Nachdem sich sämtliche Verantwortlichen um weitaus wichtigere Projekte kümmern musste, gewann Mona, die trink- und spielsüchtige Mutter Bobs, den Job für ihren Sohn. Mr. B., der eigentlich qualifizierteste Bewerber, durfte daraufhin in die Rolle des Assistenten Gottes schlüpfen, obwohl er eigentlich eine Mischung aus Vermittler, Sekretär, Vaterfigur und einem Mädchen für alles ist. Lässt Bob die Badewanne überlaufen und flutet die Erde, kümmert sich Mr. B. darum; schafft es Bob mit seinen „Feuerwerkskörpern, Wunderkerzen und Neonröhren“ nicht ein geeignetes Licht zu schaffen, übernimmt das Mr. B und ignoriert Bob die an ihn gerichteten Gebete übernimmt das natürlich Mr. B.!
„So ist es immer. Tag für Tag, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt. Und so weiter und so fort.“ Doch diesmal ist trotzdem irgendetwas anders und spätestens als die trunkene Mona beim Pokern Bobs Haustier Eck („ein komisches pinguinartiges Geschöpf mit der langen eleganten Nase eines Ameisenbärs, Knopfaugen und weichem grauen Fell“) verspielt, gewinnt das absolute Chaos endgültig die Oberhand.
Wäre diese Geschichte wahr, würde sie einiges auf unserer Welt erklären und hätte Gott mehr Humor als Bob würde er dieses Buch sicherlich kaufen. Trotzdem kann Meg Rosoffs Oh. Mein. Gott., dessen amerikanischer Titel There Is No Dog mal wieder deutlich besser ist als die deutsche Übersetzung, nicht hundertprozentig überzeugen. Sprachlich durchaus solide, fehlt eine gewisse literarische Leichtigkeit. Viele Passagen wirken zu gewollt ,wie auch Beschreibungen von Personen, Orten oder Gegenständen den Text nicht bereichern und an eine Pflichterfüllung erinnern. Leider kommt auch die etwas schwache Handlung nur sehr langsam in Schwung. Dennoch ist Oh. Mein. Gott. besonders aufgrund seiner zahlreichen witzigen und phantasievollen Einfälle ein wirklich lesenswertes Buch, dessen heimlicher Star ohne Frage das bezaubernde Wesen Eck ist.
Meg Rosoff: Oh. Mein. Gott.
Aus dem Amerikanischen von Brigitte Jakobeit
Satz: Fotosatz Amann, Memmingen
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch, Frankfurt am Main 2012, 240 Seiten, 7,99 €
ISBN 978-3-596-80935-6