Der Surrealist René Magritte wäre am 21. November diesen Jahres 121 Jahre alt geworden. Warum sich also nicht auch dem Absurden hingeben und einmal kein Kinder- oder Jugendbuch rezensieren. Mit Magritte. Dies ist keine Biografie gelingt Thomas Campi und Vincent Zabus eine Nicht-Biografie in Comicform, die in bestem surrealistischen Sinne viel über das Leben und die Kunst Magrittes verrät, ohne auch nur irgendetwas greifbar zu machen.
Charles Singullier ist kein Mann für Schnickschnack. Seit 20 Jahren als einfacher Angestellter beschäftigt, ist für ihn das Höchste der Gefühle die nahende Beförderung. Zu diesem Anlass darf sich der Mann von Welt auch einmal eine Melone als extravagante Kopfbedeckung gönnen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um die subtropische Beeren-Frucht, für Singullier wäre dies viel zu surrealistisch, und doch ist sein Hut alles andere als normal. Einmal auf seinem Kopf, bekommt er ihn nicht mehr herunter. „Du hättest seinen Hut nicht aufsetzen dürfen! Jetzt hört es nicht mehr auf …“ und tatsächlich geht es jetzt erst so richtig los. Charles muss das Geheimnis um René François Ghislain Magritte lösen, ansonsten bleibt dessen Melone für immer auf seinem Kopf.
Für Charles Singullier beginnt in diesem Moment eine albtraumhafte Reise durch Magrittes Leben und Werk. Er stolpert durch die Zeit, er verschwindet in der Kunst des Surrealisten und auch die scheinbar hilfreiche, dafür umso namenlosere Museumsmitarbeiterin und Magritte-Expertin stößt ihn nur noch tiefer in eine Welt voller Geheimnisse. Charles fragt sich permanent: „Warum muss ich mich für Magritte interessieren, wenn es ihm nicht passt …“ und findet am Ende keine wirklichen Antworten, aber vielleicht etwas viel besseres.
Warum wollen wir auf die Fragen antworten, die die Malerei uns stellt? […] Die Bilder genügen sich selbst!
Selten werden Biografien ihrem Thema und auch ihrem gewählten Medium so gerecht wie Thomas Campi & Vincent Zabus´ Magritte. Dies ist keine Biografie. Wie der Titel bereits verrät ist dieser Comic absolut keine Biografie, zumindest nicht im klassischen Sinne. Dennoch wird er der Person Magritte und speziell dessen Werk mehr als gerecht. Trotz aller Rätsel und offenen Fragen erfährt der Leser viel über Magrittes Leben, seine schwere Kindheit, sexuelle Ausschweifungen, seine Begeisterung für Fantomas-Filme, aber auch Prinzipien seiner Kunst wie die „Umkehrung des Klischees“. Nicht zuletzt Charles Singullier Gespräch mit einigen Gemälden Magrittes ermöglicht tiefe Einblicke in dessen Kunstverständnis: „Warum wollen wir auf die Fragen antworten, die die Malerei uns stellt? […] Die Bilder genügen sich selbst!“
Eine fantastische Nicht-Biografie in Comicform mit Zeichnungen die dem Künstler René Magritte mehr als gerecht werden, einer rasanten Handlung und surreal-witzigen Einfällen. Dies ist keine Leseempfehlung!
Thomas Campi & Vincent Zabus: Magritte. Dies ist keine Biografie
Aus dem Französischen von Marion Herbert
Lettering: Björn Liebchen
Herstellung: Derya Yildirim
Carlsen Verlag, Hamburg 2017, 64 Seiten, 17,99 €
ISBN 978-3-551-76168-2