Wer mag nicht den Duft von Hotdogs im Winter oder Karamellbonbons die in den Zähnen kleben?! Eben! Wenn dann noch eine fantastische Geschichte über Musik und Freundschaft, zwei schrullig sympathische Hauptfiguren und eine atemberaubende Zeichentechnik dazu kommen, ist das die Königsklasse der Bilderbücher. Wo es so etwas gibt? In Gus Gordons Herman und Rosie natürlich.
„In einer sehr hektischen Stadt in einer sehr belebten Straße in zwei sehr kleinen Wohnungen lebten einmal Herman Schubert…und Rosie Bloom.“ Beide liebten das „Summen und Flirren und Hupen“ der Stadt und teilten die Begeisterung für Filme über das Meer. Doch ihre größte Leidenschaft war die Musik. Während die Rehdame Rosie sich ihre nachmittäglichen Gesangsstunden mit einem Tellerwäscherjob finanzierte, konnte Herman das Krokodil nur gelegentlich seine Oboe spielen. Die meisten Tage verbrachte der Topfpflanzenliebhaber Herman mit einem langweiligen Job im 51. Stock eines Großraumbüros.
Nach einem langen Arbeitstag hörte Herman auf dem Weg nach Hause eine Stimme. Dieser wunderbare Klang „fühlte sich an wie direkt aus dem Glas genaschter Honig.“ Die Besitzerin dieser Stimme hörte noch am selben Abend, wenige Meter von ihrer Wohnung entfernt, ebenfalls einen herrlichen Klang, den einer Oboe. „Tagelang schien ihnen die Musik zu folgen. Herman hörte die wunderschöne Stimme, und Rosie hörte ständig die hübsche, kleine Melodie. Überall.“
Die Stadt stampfte weiter, aber alles war irgendwie aus dem Takt geraten.
Bis Herman eines Tages seinen Job verlor, Rosie nicht mehr in einem Nachtclub singen konnte und die Musik einfach verstummte. „Die Stadt stampfte weiter, aber alles war irgendwie aus dem Takt geraten.“ Herman und Rosie verkrochen sich in ihren sehr kleinen Wohnungen, aßen Salzbrezeln, machten Pfannkuchen und sahen sich Jacques-Cousteau-Unterwasserfilme an. „Dann, eines Morgens, war irgendetwas anders“…
Literaturkritik ist in Bezug auf wirklich schlechte Bücher so viel einfacher. Beschäftigt man sich hingegen mit einem zauberhaften und in allen Bereichen perfekten Bilderbuch muss man mit Superlativen und schmeichelnden Adjektiven um sich werfen. Gus Gordons Herman und Rosie ist ein genau solches Buch. Besonders die Charaktere sind so schön schrullig und sympathisch, dass man sich unmittelbar in sie verliebt. Wer mag nicht den Duft von Hotdogs im Winter oder Karamellbonbons die in den Zähnen kleben?! Eben! Doch nicht nur Text und Handlung von Herman und Rosie überzeugen. Die mit der Collagetechnik spielenden Illustrationen des Buches sind so überraschend, dass sich die mehrfache Lektüre definitiv bezahlt macht. Aus Zeitungsstücken werden ganz einfach Hochhäuser, Postkartenrückseiten zu Stadtansichten und überall tauchen reale Fotografien von Gegenständen in der gezeichneten Welt auf. Auch Umschlag- und Vorsatzpapiergestaltung bedienen sich der im Inneren verwendeten Technik und spiegeln die Handlung wieder. Ein rundum perfektes Buch über die Freundschaft, das Lust macht auf Hotdogs, Karamellbonbons und Jacques Cousteau!
Gus Gordon: Herman und Rosie
Aus dem Englischen von Gundula Müller-Wallraf
Cover und Design Innenteil: Tony Palmer
Satz und Herstellung: Verlagsservice Dr. Helmut Neuberger & Karl Schaumann GmbH, Heimstetten
Druck: Graspo CZ.a.s., Zlin
Knesebeck Verlag, München 2013, 32 Seiten, 14,95 €
ISBN 978-3-86873-596-3