Am 23. Januar 1960 erreichten die Ozeanografen Jacques Piccard und Don Walsh den mutmaßlich tiefsten Punkt der Meere. Einige Jahrzehnte später begab sich mit Matthias Picard erneut ein Picard in die Welt der Meerestiefen, allerdings einer ohne zweites C und ohne jegliche Tauchausrüstung, dafür bewaffnet mit einer 3D-Brille und einem Gespür für die Besonderheit des Ozeans.
Vor 60 Jahren erreichten die Ozeanografen Jacques Piccard und Don Walsh den Grund des Challengertiefs im Marianengraben und damit den mutmaßlich tiefsten Punkt der Meere. Offiziell tauchte anschließend nur der Regisseur James Cameron im Jahr 2012 in vergleichbare Tiefen. Erst vergangenes Jahr übertraf der Amerikaner Victor Vescovo mit dem U-Boot DSV Limiting den 1960 aufgestellte Rekord um wenige Meter.
Nun, selbst Nicht-Klaustrophobiker dürften bei der Vorstellung eines U-Boot-Aufenthaltes ein beklemmendes Sardinenbüchsen-Gefühl überkommen. Verlagert oder besser noch vertieft man dieses Gefühl in eine Tiefe von ca. 10.984 Metern, kann kein möglicher Tauchrekord so verlockend sein wie die heimische Couch. Ein Glück für alle Nicht-Tiefseetaucher ist deshalb Jim Curious. Ein sympathisches Kerlchen, dass sich gerne für uns in die Tiefen des Ozeans begibt. Wenige Meter vor seinem Haus hüpft er in voller Tauchermontur in den vermüllten Hafen und wir sind dank 3D-Brille hautnah dabei. Schwimmen mit ihm hinaus ins Meer voller Fische und Korallen, erschrecken uns vor großen Haien, erkunden ein altes Schiffswrack und entdecken eine geheimnisvolle Luke mit physikalisch bedeutungsvollen Konsequenzen.
Das Meer aber ist das Königreich der Stille
Autor Matthias Picard ist wie das fehlende C verrät nicht mit Jacques Piccard verwandt. Dem Comicmagazin Comicgate verriet er zudem kein Taucher zu sein und für die Umsetzung von Jim Curious. Reise in die Tiefen des Ozeans viele Naturzeichnungen, Stiche und Abbildungen des Meers studiert zu haben. Nun dürften auch die meisten Leser über wenig Unterwassererfahrung verfügen, das Comicerlebnis entspricht aber auf jeden Fall der Vorstellung eines Tauchgangs. Doch Zeichenstil und 3D-Effekt sind hierfür nicht die alleinigen Verantwortlichen, denn wie Matthias Picard richtig bemerkt ist das Meer „das Königreich der Stille“. Diese essentielle Feststellung macht seinen Verzicht auf Text in Jim Curious. Reise in die Tiefen des Ozeans nicht nur sinnvoll sondern notwendig. Sobald sein Protagonist in die Wasserwelt eintaucht verstummen sämtliche Geräusche, dafür beginnt erst ab diesem Zeitpunkt die Umsetzung des 3D-Effektes. Also (3D-)Brille aufgesetzt und abgetaucht in eine fantastische Welt der Stille!
Matthias Picard: Jim Curious. Reise in die Tiefen des Ozeans
Herstellung: Christian Maiwald
Druck: OZGraf, Olsztyn
Reprodukt, Berlin 2013, 52 Seiten, 20,00 €
ISBN 978-3-943143-45-4