Ja, Panama ist schön, Herr Wondrak unglaublich witzig und die Tigerente immer noch niedlich, aber wer kennt heute noch den Gliwi und den Globerik? Vielleicht sind die beiden nicht immer niedlich, dafür aber mindestens genau so lustig wie Herr Wondrak. Zweifel an diesen Aussagen werden nicht geduldet, denn Janoschs Der Gliwi und der Globerik und Mehr von Gliwi und dem Globerik sind die vielleicht unbekanntesten dafür aber besten Kinderbuchcomics – zumindest von Janosch.
Die Tigerente, Herr Wondrak und natürlich Panama sind eng mit dem Namen eines Künstlers verbunden: Janosch! Erwähnt man jedoch Gliwi oder Globerik erntet man meist kollektives Stirnrunzeln und Kopfkratzen. Warum ausgerechnet diese beiden charakterstarken Figuren aus Janoschs Feder so in Vergessenheit geraten sind? Vielleicht kann auch hier die urdeutsche Angst vor dem bösen Comic verantwortlich gemacht werden, denn genau genommen sind Der Gliwi und der Globerik und Mehr von Gliwi und dem Globerik keine normalen Kinderbücher sondern waschechte Comics, wenn auch nur mit ein bis drei Panels pro Seite. Aber fangen wir mit dem Anfang an:
Gliwi ist ein kleiner Junge. Also ein wirklich sehr kleiner Junge. Essen darf er nur wenn er eine Schwimmweste trägt, ansonsten könnte er in der Milch ertrinken. Rollschuhfahren kann er nicht, weil er sogar kleiner ist als die Rollen. Freunde hat Gliwi auch nicht, dafür ist man ja eigentlich nie zu klein, aber irgendwie findet er niemanden der zu ihm passt. Zum Glück liest Gliwi eines Tages folgende Zeitungsanzeige: „Riesengloberik sucht einen Freund. Echte Freundschaft und anständige Behandlung Bedingung. Anfragen sind zu richten an den Direktor des Zirkus Maroni, z. Zt. Winnipeck. Postlagernd.“ Nach Rücksprache mit dem Zoodirektor und dem Wissen was so ein Globerik alles isst („Marmelade, Schokolade, Obst und Pflanzen, Nudeln auch“) schreibt Gliwi sofort einen Brief nach Winnipeck. Kurz darauf landet der Riesengloberik in Gliwis Briefkasten, der ist aber alles andere als riesengroß, genau genommen ist er klitzeklein. Gliwis Versuche seinen neuen Freund schnell groß zu bekommen scheitern jedes Mal aufs Neue, bis die Vergrößerung eines Fotofix nicht zu einer Fotografie sondern zu einem gigantischen Globerik führt.
Ist doch ganz klar! Kürbisse wachsen aus Kürbiskernen, Pflaumenbäume aus Pflaumenkernen und HOSEN aus HOSENKNÖPFEN … Klar wie Milchsuppe.
Von nun an erleben Gliwi und Globerik zahlreiche Abenteuer in alltäglicher Kulisse. Sie gehen auf den Jahrmarkt in Hupfendrof und hauen den Lukas, versuchen Verstecken zu spielen, melken Kühe, besuchen den Zoo oder pflanzen Hosen „Ist doch ganz klar! Kürbisse wachsen aus Kürbiskernen, Pflaumenbäume aus Pflaumenkernen und HOSEN aus HOSENKNÖPFEN … Klar wie Milchsuppe.“ Treibende Kraft dieser Unternehmungen ist immer der kleine Gliwi, wogegen der große Globerik eigentlich seine Ruhe schätzt und von einer Karriere als Geigenmusiker träumt. Trotz oder gerade wegen ihrer Gegensätzlichkeiten auf so vielen Ebenen ist die in der Zeitungsanzeige geforderte „echte Freundschaft und anständige Behandlung“ beiderseits immer gegeben.
Als echte Kindheitslieblingslektüren erfreut Der Gliwi und der Globerik und Mehr von Gliwi und dem Globerik noch immer das kleine Janosch-Fan-Herz. Es ist einfach immer wieder wunderbar festzustellen, dass Bücher der Kindheit auch nach vielen Jahren noch mit Charme, Originalität und viel Witz überzeugen können. Definitiv ein fantastisch gealtertes Buch mit knackig kurzen Kapitel von meist sechs Seiten und allem was Janosch zu bieten hat.
Janosch: Der Gliwi und der Globerik
Gesamtherstellung: Druckerei Appl, Wemding
Herold Verlag, Stuttgart 1980, 135 Seiten
ISBN 3-7767-0301-6
Janosch: Mehr von Gliwi und dem Globerik
Produktion: Gorbach Herstellungsbüro, Gauting
Gesamtherstellung: Druckerei Appl, Wemding
Herold Verlag, Stuttgart 1981, 123 Seiten
ISBN 3-7767-0307-5