Was sich unter einem Bett so ansammeln kann: Kartons, Staubflusen und Zebras. Zebras? Ja, richtig gelesen – Zebras. Wer jetzt neugierig geworden ist und außerdem Interesse an einer unterhaltsamen Geschichte mit wünschenswerter Selbstverständlichkeit in Bezug auf Toleranz und Akzeptanz hat, sollte dringend einen Blick in Markus Orths´ Erstleserbuch Das Zebra unterm Bett werfen.
Unter dem Bett sammelt sich gerne allerhand Kram. Seien es alte Schachteln (die aus Pappe), eingemottete Klamotten oder einfach nur Staubflusen. Wenn da unten allerdings etwas rumhustet und schnieft, könnte sich auch etwas Gestreiftes verstecken.
Genau das ist auch Hanna passiert. „Zwischen dem Spielzeug und den Kleidern lag – ein Zebra. Ein echtes Zebra. Ein lebendes, atmendes Zebra. Wenn auch klein. Ein junges Zebra. Aber eindeutig ein Zebra.“ Natürlich kann dieses Zebra auch noch sprechen, schreiben, rechnen, Witze reißen und klettern. „Das weiß aber niemand, weil wir nur heimlich klettern.“ erklärt das Zebra mit Namen Bräuninger der verblüfften Hanna. Nachdem Bräuninger Hannas Papas Paul und Konrad kennen gelernt und ein Nutellabrot gefuttert hat, machen sich die beiden auf den Weg zur Schule. Dort benimmt sich Bräuninger selbstverständlich vorbildlich und dennoch können, welch Überraschung, die Klassenlehrerin Frau Jeremias und der Schuldirektor Dr. Flausch mit der Situation nicht richtig umgehen. Besonders Dr. Flausch versucht mit allen Mitteln das Zebra loszuwerden. „Ein Zebra in der Schule, das ist gegen die Vorschrift!“ und so lässt der Direktor Bräuninger vom Zoo abholen, obwohl er zunächst versprochen hatte das Zebra könnte als angeblicher Austauschschüler aus Afrika bleiben. Anschließend schmiedet Hanna mit ihrem Mitschüler Helge einen Plan zur Rettung Bräuningers. Es ist das erste Mal seit ihrem Umzug, dass Hanna etwas mit einem Mitschüler unternimmt und dennoch kommt am Ende alles anders als man denkt …
„Zebras können klettern!“, sagte das Zebra. „Das weiß aber niemand, weil wir nur heimlich klettern.“
Erstlesebücher können Nicht-Erstleser mitunter etwas langweilen. Es ist tatsächlich eine große Kunst in kurzen Sätzen und mit nicht zu komplizierten Worten eine spannende und gleichzeitig unterhaltsame Geschichte zu erzählen. Zum Glück gelingt Markus Orths mit seinem Kinderbuch Das Zebra unterm Bett genau das und noch viel mehr. Mit Witz und völlig unaufgeregt lässt er die Themen Homosexualität und Adoption in seine fast schon klassische „fantastisches Tier hilft Kind nach Umzug“-Handlung einfließen. Thema des Buches sind sie jedoch nicht. Es geht in Das Zebra unterm Bett um eben dieses Zebra und Hanna, die nun mal zwei Papas hat. In ihrer Klasse finden einige Kinder zwei „homosensationelle“ Papas zwar komisch, aber mehr auch nicht und Bräuninger fällt zu ihren Papas nur eine Bemerkung ein: „Was für´n Glück!“
Insgesamt ist Das Zebra unterm Bett ein nettes und kurzweiliges Buch, mit charmanten die Handlung bereichernden Zeichnungen von Kerstin Meyer, einem für besonders für Erstleser ansprechenden Erzählton und einer wünschenswerten Selbstverständlichkeit in Bezug auf Toleranz und Akzeptanz.
Markus Orths: Das Zebra unterm Bett
Illustrationen von Kerstin Meyer
Einbandgestaltung: Norbert Bommel
Druck und Bindung: Theiss, St. Stefan
Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2009, 72 Seiten, 9,95 €
ISBN 978-3-89565-310-0