An den Weihnachtstagen ist die Bude häufig brechend voll mit genervten, vollgestopften und unter Umständen verkaterten Verwandten – selbst der friedlichste Zeitgenosse verliert in solchen Extremsituationen gerne einmal die Contenance. Der von Natur aus mürrische Bär Mattes kann von vergleichbarem Besuch ein Lied singen. Wie er mit seinen uneingeladenen Gästen umgeht, erfährt der interessierte Gastgeber in Katharina Mauders In der Weihnachtshöhle ist noch Platz.
Die Bude ist brechend voll und falls man seine Verwandten ansonsten zumindest gut leiden kann, endet diese Harmonie in vielen Familien spätestens mit dem 2. Weihnachtsfeiertag. Vollgestopft mit zu viel und zu reichhaltigem Essen, unter Umständen verkatert und definitiv genervt vom familiären Smalltalk – selbst der friedlichste Zeitgenosse verliert in solchen Extremsituationen gerne einmal die Contenance.
Mit der Begrifflichkeit Contenance kann der Bär Mattes vermutlich wenig anfangen, denn er ist der „griesgrämigste und grantigste und grummeligste alte Bär im ganzen Winterwald.“ Am liebsten sitzt er alleine in seiner Höhle und das mit viel schlechter Laune. Wenn sich dann noch alle anderen Tiere auf Weihnachten freuen hat Mattes natürlich „besonders schlechte Laune.“ Zu blöd nur, dass nach und nach gefühlt alle Tiere des Waldes mit lautem „PAM! PAM! PAM!“ an seine Türe klopfen und um Unterschlupf bitten. Maus Mindys Erdloch ist vom Schneesturm zugeschneit, die Hasen Susi und Seppi haben sich beim Suchen nach Weihnachtsschmuck für ihren Bau verlaufen und der Blätterhaufen der Igelfamilie ist im Sturm weggeweht. Mattest lautes „Nein, nein und nochmals nein!“ kann gegen die aufdringlichen Besucher nur wenig anrichten und irgendwann ist auch hier die Bude brechend voll. „Während der Schneesturm draußen schlimmer und schlimmer tobte, kam Mattes vor lauter Klopfen gar nicht mehr zur Ruhe.“ Als dann noch die uneingeladenen Gäste beginnen sich über alles in der jetzt recht engen Höhle zu beschweren, platzt Mattes endgültig der Kragen.
Während der Schneesturm draußen schlimmer und schlimmer tobte, kam Mattes vor lauter Klopfen gar nicht mehr zur Ruhe.
Katharina Mauders In der Weihnachtshöhle ist noch Platz ist sicherlich kein hysterisch überwältigendes Buch, dennoch hält die kleine Weihnachtsgeschichte was sie verspricht. Mit schrulligen Charakteren, charmanten Zeichnungen und stimmigen Textwiederholungen lässt das Bilderbuch eine ganz eigene weihnachtliche Stimmung aufkommen und unterhält damit bestens. Für Fans des Haptischen ist besonders die Covergestaltung hervorzuheben, da hier durch ein Loch im Cover der Höhleneingang simuliert wird, natürlich mit einem besonders schlecht gelaunten Mattes dahinter.
Katharina Mauder: In der Weihnachtshöhle ist noch Platz Illustrationen von Nikolai Renger
Innentypografie: Fabia Schubert
Reproduktion: Schwabenrepro GmbH, Stuttgart
Druck und Bindung: Livonia Print, Riga
Thienemann-Esslinger Verlag, Stuttgart 2019, 32 Seiten, 13,00 €
ISBN 978-3-48023-494-3